1903
Max von Moos wird am 6. Dezember in Luzern geboren. Hier verbringt er seine Kindheit. Er ist der zweitgeborene Sohn von Helene von Moos-von Schmid (1871–1958), die in ihren jungen Jahren malt und später Teilzeit als Bibliothekarin tätig ist, und des Kunstmalers und Kunstgewerblers Joseph von Moos (1859–1939). Die Familie wohnt im «Heimbach», einem kleinen, villenartigen Atelierwohnhaus am Stadtrand von Luzern, das Joseph von Moos 1899 in Auftrag gegeben und mit Möbeln nach eigenem Entwurf ausgestattet hat.

1905
Joseph von Moos lässt die von ihm entwickelte Glasmosaiktechnik patentrechtlich schützen.

Erster Weltkrieg (1914–1918)

1917
Max von Moos erkrankt an Tuberkulose und wird für ein halbes Jahr zu Verwandten an die Riviera geschickt.

1918
Nach einem Rückfall einjähriger Kuraufenthalt in Arosa, wo die ersten Aquarelle entstehen.

1919
Joseph von Moos wird zum Direktor der Kunstgewerbeschule Luzern gewählt, die er zu einem Zentrum für kirchliches Kunstgewerbe in der Schweiz entwickeln will. Max von Moos kehrt aus Arosa nach Luzern zurück und wird während der folgenden drei Jahre von seinem Vater an der Kunstgewerbeschule unterrichtet. Joseph von Moos, der nach der Jahrhundertwende als Künstler einige bedeutende öffentliche Aufträge ausgeführt hat, gibt die eigene künstlerische Arbeit auf.

1921
Beim Erziehungsrat des Kantons Luzern regt Joseph von Moos die Angliederung einer «akademischen Malschule» an die Kunstgewerbeschule an. Ideell und finanziell soll die Akademie nach seinen Vorstellungen gemeinsam vom Kanton Luzern und der Schweizerischen Benediktiner Kongregation getragen werden. An der Kunstgewerbeschule solle weiterhin kirchliches Kunstgewerbe (Dekorationsmalerei, Paramentik, Holzbildhauerei, Stickerei, Weberei, Goldschmiedekunst u.a.m.) unterrichtet werden, an der Akademie will er freie Malklassen einführen.
Seine Bemühungen bleiben jedoch erfolglos.

1922 bis 1923
Einjähriger Studienaufenthalt von Max von Moos in München, wo schon sein Vater studierte und bis 1892 ein Atelier unterhielt. Schüler von Johan Thorn Prikker an der Staatlichen Kunstgewerbeschule. Zusammen mit seinem Bruder Xaver von Moos (1902–1997), der ebenfalls in München studiert, besucht er kunsthistorische Vorlesungen bei Heinrich Wölfflin und an der Technischen Hochschule bei Josef Popp, einem katholischen Geistlichen. Parallel macht er anatomische Studien und belegt einen Sezierkurs. Die Begegnung mit der Malerei der alten Meister in der Alten Pinakothek nährt Selbstzweifel und führt zum Abbruch seines Studiums.

1923
Nach seiner Rückkehr in die Schweiz beschäftigt sich Max von Moos mit den Schriften Friedrich Nietzsches, insbesondere mit dessen «Also Sprach Zarathustra». Besuch einer Handelsschule und anschliessend mehrwöchige Bildungsreise in die Toskana.

1924
Lehre als Buchantiquar bei der Firma Henning Oppermann in Basel. Kontakt mit Konrad Farner (1903–1974), der in Basel Theologie, Germanistik und Staatswissenschaft studiert und seit 1923 Mitglied der Kommunistischen Partei der Schweiz (KPS) ist. Max von Moos spielt mit dem Gedanken, eine «Gesellschaft zur Verbreitung des philosophischen Romans» zu gründen, mit dem Ziel, «die Schriften des Marquis de Sade zu verbreiten». Er tritt in Genf eine Stelle als Buchantiquar bei der Firma Olschky an, aus der er wegen mangelndem Verkaufstalent wieder entlassen wird. André Breton veröffentlicht das Erste Surrealistische Manifest.

1929
Rückkehr ins Elternhaus, das er bis zu seinem Lebensende bewohnt. Entwerfer in der Reklamefirma Laggis in Horw, wo er den deutschen Maler Ernst Maass (1904–1971) kennenlernt, der seine Bewunderung für das Werk von Paul Klee teilt. Mit Maass verbindet ihn eine lebenslange Freundschaft. Besuch der Ausstellung «Abstrakte und surrealistische Malerei und Plastik» im Kunsthaus Zürich, in der ihn die Malerei von Max Ernst besonders interessiert.

1931
Unterrichtet als Stellvertreter von Otto Spreng dekoratives Zeichnen und Malen an der Kunstgewerbeschule Luzern. Berufung durch den Vater als Lehrer für Paramentenzeichnen, Gerätezeichnen und Naturstudien, Fachzeichnen für Bildhauer und Holzschnitzer sowie Zeichnen für Buchdruckerlehrlinge.

1932
Übernimmt die Stunden seines Vaters in Fachzeichnen für Bildhauer und Holzschnitzer sowie den Unterricht in Paramentenzeichnen. Ab Frühjahr unterrichtet Max von Moos zusätzlich die neugeschaffene Fachklasse für Schriftenmalerei.

1934
Rücktritt des Vaters als Direktor der Kunstgewerbeschule. Es entstehen die ersten surrealistischen Arbeiten. Die Luzerner Werkstätten für Paramentik nehmen um diese Zeit auf Initiative von Max von Moos die Arbeit auf. In Luzern gründen Josef Stocker, Rudolf Roessler und Henriette Racine den Vita-Nova-Verlag als Instrument gegen den Nationalsozialismus. Absicht ist es, den christlichen Widerstand im deutschsprachigen Raum zu unterstützen. Max von Moos gestaltet bis 1938 zahlreiche Bucheinbände für diesen Verlag, darunter 1936 den Umschlag für den von Walter Benjamin unter dem Pseudonym Detlef Holz veröffentlichten Band «Deutsche Menschen: Eine Folge von Briefen».

1935
Auseinandersetzung mit dem Marxismus. Max von Moos und Konrad Farner lesen gemeinsam «Zur Erkenntnistheorie der konkreten Dialektik» (1934) des deutschen Kunstwissenschaftlers Max Raphael (1889–1952).

Spanischer Bürgerkrieg (1936–1939)

1936
Teilnahme an der Ausstellung «Zeitprobleme in der Schweizer Malerei und Plastik» im Kunsthaus Zürich. Gezeigt werden Werke von 41 modernen Schweizer Künstlern, die von den Zürcher Künstlern Leo Leuppi und Max Bill sowie vom Kunstwissenschaftler Sigfried Giedion ausgewählt worden sind. Sie formulieren damit die Antwort des Zürcher Kunsthauses auf die von Hans Erni und Konrad Farner für das Kunstmuseum Luzern im Vorjahr konzipierte Ausstellung «these-antithese-synthese», an der Max von Moos nicht beteiligt war.

1937
Max Raphael verbringt auf Einladung Max von Moos' im Frühjahr drei Wochen in Luzern. Von Moos sollte während der Internierung und der Flucht Raphaels in den Jahren 1939–1941 eine wichtige Stütze des verfolgten jüdischen Gelehrten werden. Einzelausstellung von Max von Moos im Kunstmuseum Luzern, die von der Kritik gut aufgenommen wird. Auf der Weltausstellung in Paris drängen sich die Menschen vor Picassos Guernica (1937). Am 23. August wird in Zürich die «Allianz – Vereinigung moderner Schweizer Künstler» gegründet. Leo Leuppi, Richard Paul Lohse, Hans R. Schiess, Walter Bodmer und Hans Erni gehören zum Vorstand. Von Moos ist an drei der insgesamt vier Allianz-Ausstellungen beteiligt und ist auch unter den 38 Künstlern, die im 1941 erschienenen Almanach aufgeführt werden – einer der wenigen zeitgenössischen Publikationen zur Schweizer Avantgarde. Im Herbst 1937 organisiert von Moos im Auftrag der Kunstgewerbeschule eine Paramentenausstellung im Paulusheim in Luzern.

1938
Konstruktive Arbeiten unter dem Einfluss von Hans Erni. Die Schweizerische Rundschau veröffentlicht den Aufsatz «Die kirchliche Malerei unserer Zeit», den er dem Vater widmet.

Zweiter Weltkrieg (1939–1945)

1939
Der Aufsatz «Die liturgische Gewandung unserer Zeit» erscheint in der Schweizerischen Rundschau. Tod des Vaters.

1942
Erste Augenoperation (Grüner Star).

1943
Max von Moos schreibt den Radio-Vortrag «400 Jahre Anatomie: 1543–1943», der aber nicht gesendet wird.

1944 bis 1947
Mitarbeit bei der neugegründeten «Partei der Arbeit». Gründungsmitglied und Ortsgruppenpräsident der «Gesellschaft Schweiz-Sowjetunion».

Kalter Krieg (1945–1989)

1947
Verfahren wegen angeblichem Missbrauchs des Lehramts an der Kunstgewerbeschule zu Propagandazwecken. Rückzug aus der aktiven Politik. Max von Moos spricht im Klubhaus des «Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands» in Berlin zur Situation der bildenden Kunst in Mitteleuropa.

1952
Aufenthalt im Istituto Svizzero, Rom

1955
Griechenlandreise. Max von Moos besucht mit seiner Form-und-Farbe-Klasse die Ausstellung «Tendances actuelles III» in der Kunsthalle Bern, in der Arnold Rüdlinger Werke von Bryen, Mathieu, Michaux, Pollock, Riopelle, Tancredi, Tobey und Wols zeigt. Es entstehen die ersten tachistischen Werke.

1959
Tod der Mutter, mit der Max von Moos zusammenlebte.

1960
Griechenlandreise.

1961
Retrospektive im Kunstmuseum Luzern.

1963
Ernennung zum Professor durch den Luzerner Regierungsrat.

1964
Reise in die Sowjetunion.

1966
Kunstpreis der Stadt Luzern. Max Bill hält die Laudatio.

1968
Der Künstler Aldo Walker schreibt nach dem Besuch der Doppelaus-stellung von Max von Moos und Otto Tschumi im Kunstmuseum Winterthur an von Moos: «Wissen Sie, ich bin sehr begeistert von den neuesten Ereignissen in der bildenden Kunst, den Kinetikern, Minimalisten und Pop Artisten, so Tinguely, Bury, Stella, Albers, Indiana, Dine, den Engländern Hamilton und Kitaj, die Ausstellung in Winterthur aber ist vom Besten was ich in den letzten Jahren gesehen habe.»

1969
Max von Moos tritt als Lehrer der Kunstgewerbeschule Luzern in den Ruhestand. Rom-Aufenthalt und Ausstellung im dortigen Istituto Svizzero.

1971
Schwere Halluzinose als Folge einer Operation. Der Kunsthistoriker Gustav René Hocke deutet eine Gruppe von Zeichnungen, die 1969 in Rom entstanden sind, treffend als «Stenogramme über das Antike und Moderne».

1973
Verschlimmerung des Augenleidens. Max von Moos muss die Öl- und Temperamalerei aufgeben und sich auf die Zeichnung beschränken. Entdeckung des Filzstifts als Malmittel.

1974
Der Sammler und Freund Peter Thali veröffentlicht die erste Monographie über Max von Moos. Der Künstler verfügt testamentarisch, dass nach seinem Tod eine selbstständige Stiftung gegründet wird, die sich der Pflege seines künstlerischen Werkes annimmt.

1979
Ausstellung im Kunsthaus Zürich gemeinsam mit Camille Graeser. Max von Moos stirbt am 28. Mai in seinem Haus und wird auf dem Friedhof Friedental in Luzern beigesetzt.

1981
Die Max von Moos-Stiftung wird als selbstständige Organisation rechtsfähig.

1982
Hans-Jörg Heusser veröffentlicht in seiner Monographie «Max von Moos: Eine tiefenpsychologische Werkinterpretation» den kritischen Katalog der Gemälde».

1984
Retrospektive im Kunstmuseum Luzern, im Rheinischen Landesmuseum Bonn, im Kunstverein München und im Museum Moderner Kunst-Palais Liechtenstein, Wien.

2001
Retrospektive im Kunstmuseum Luzern. Roman Kurzmeyer, Kurator dieser Ausstellung, publiziert die Monographie «Max von Moos (1903–1979): Atlas, Anatomie, Angst».

2003
Feier aus Anlass des 100. Geburtstags von Max von Moos im Aargauer Kunsthaus Aarau. Erstmalige Verleihung des Max von Moos-Preises an Beat Wismer, Direktor des Aargauer Kunsthauses, für seine Verdienste um die Vermittlung von Schweizer Kunst. Festrede von Otto Karl Werckmeister.

 

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Max von Moos (links) mit seinen Eltern und dem zu Besuch weilenden Rainer Maria Rilke vor dem Haus «Heimbach», um 1919

Das Elternhaus «Heimbach» in Luzern

Max von Moos unterrichtet an der Kunstgewerbeschule Luzern

Im Atelier, 1974

Atelier, 1979

Max von Moos vor seinem Gemälde «Das Ende» 1961

Villa «Heimbach», Luzern, Wohn- und Esszimmer im Erdgeschoss

Joseph von Moos (1859–1939), Bildnis des Sohnes Max in Halbfigur. Kohlezeichnung, um 1915. Lehrerseminar Hitzkirch